Research

Prudentius’ Werk Contra Symmachum entsteht  zu einer Zeit (zwischen 394 und 405 n. Chr.), in der die Literatur, welche sich mit der Roma aeterna auseinandersetzt, einen zweiten Höhepunkt erlebt. Besonders einer von Prudentius’ prominentesten Zeitgenossen, der Hofpoet Claudian, greift neben anderen Autoren in seinen Werken immer wieder auf das vor allem unter der Herrschaft des Augustus weithin florierende Konzept der Stadt zurück. Indem er den Blick seiner Leser auf die herausragenden Monumente, Heiligtümer und Erinnerungsorte der maiores lenkt oder das Volk entsprechend alter Sitten im urbanen Raum agieren lässt, rekurriert er auf eine Romvorstellung, nach der die Stadt ihre Macht und Bedeutung durch heidnisch-göttliche Fürsorge und Bestimmung erlangt hat. Dieser seit Jahrhunderten gewachsenen urbanen Götter- und Erinnerungslandschaft setzt Prudentius ein neues, christliches Stadtkonzept entgegen. Mit Hilfe verschiedener narrativer Techniken, wie etwa dem imaginären Stadtrundgang, Anthropomorphisierung der Stadt oder Darstellung von Bewegung im städtischen Raum, wird in seinem Werk eine Veränderung der Blick- und Laufrichtung des Lesers angestrebt, so dass sowohl eine Umkehr von Zentrum und Peripherie, als auch eine Umbewertung der Bedeutsamkeit einzelner Orte sowie der ganzen Stadt erzielt wird.

Lydia Krollpfeifer, Rom bei Prudentius: Dichtung und Weltanschauung in ‘Contra orationem Symmachi’, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017