Tagungsrückblick: Causation and Cognition in Early Modern Philosophy

Neue Perspektiven auf frühneuzeitliche Debatten

Text: Sebastian Bender (HU Berlin)

Banner der Konferenz "Causation and Cognition"

 

Viele unserer kognitiven Zustände kommen durch kausale Einwirkung von außen zustande. So können wir einen Baum nur sehen, wenn wir Sinneseindrücke von ihm erhalten. Doch um was für einen kausalen Prozess handelt es sich dabei? Und wie unterscheidet er sich von anderen kausalen Prozessen? Diese Fragen wurden bereits im 17. und 18. Jahrhundert intensiv und kontrovers diskutiert. Die Konferenz Causation and Cognition in Early Modern Philosophy, die unter großer internationaler Beteiligung vom 31. Mai bis zum 2. Juni im Topoi-Haus Mitte stattfand, rückte diese frühneuzeitliche Debatte ins Blickfeld.

Die Beiträge beschäftigten sich mit insgesamt zwei Jahrhunderten Nachdenken über das Verhältnis von Kausalität und Kognition. Der Auftakt war dem spätscholastischen Philosophen Francisco Suárez (1548-1617) gewidmet, der letzte Vortrag setzte sich mit Thomas Reid (1710-1796) auseinander. Es gelang, zahlreiche neue, teilweise überraschende Verbindungslinien zwischen den beiden Themenkomplexen Kausalität und Kognition auszumachen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass neben bekannten Figuren wie René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz, Baruch de Spinoza, John Locke, George Berkeley und David Hume auch unbekanntere Namen wie Louis La Forge, Géraud de Cordemoy, Ralph Cudworth und John Sergeant auf dem Programm standen.

Bemerkenswert ist, auf wie viele höchst unterschiedliche Weisen das Entstehen von Kognitionen im 17. und 18. Jahrhundert erklärt wurde. Viele frühneuzeitliche Theorien entstanden aus einer Opposition gegen die aristotelische Scholastik heraus; vor allem die Rede von formalen Ursachen wurde abgelehnt. Es wurde allerdings deutlich, dass scholastische Theorien auch auf ausgefeilte Weise weiterentwickelt wurden. Ein weiteres recht verblüffendes Ergebnis der Konferenz ist, dass zahlreiche Philosophen der Frühen Neuzeit nicht nur davon ausgingen, dass ein genaues Verständnis von bestimmten kausalen Prozessen nötig ist, um das Entstehen von Kognition zu erklären—sie nahmen auch umgekehrt an, dass alle kausalen Prozesse einen kognitiven Charakter haben. Genau diesem besonderen Charakter widmeten sich zahlreiche Vorträge.

Weiterführende Informationen

Programm der Tagung Causation and Cognition in Early Modern Philosophy