Wissen von Raum entsteht durch viele – zum Teil unterschiedliche oder auch widersprüchliche – Wahrnehmungen und Erfahrungen der eigenen Umgebung. Die verschiedenen Wissensformen dieser vielfältigen Erfahrungen prägen unser Handeln in jedweder Form. So bilden sich etwa durch diese alltäglichen Interaktionen mit unserer Umgebung raumspezifische Praktiken heraus, welche sich von den Praktiken anderer Räume unterscheiden können, z. B. eine lokale Handwerkstradition. Diese Praktiken und Handlungslogiken wurden bereits bei Aristoteles als hexis beschrieben und haben durch die Arbeiten des französischen Soziologen Pierre Bourdieu breiteren Eingang in die Forschung gefunden. Der Habitus ist als kollektives Phänomen zu sehen, welches in einer zeitlichen Tiefe zahlreiche Wissensformen eines Raumes in vielfältigen – intentionellen und nichtintentionellen – Handlungen artikuliert.
Praktiken sind nicht nur eine Form impliziten Wissens, sie drücken auch Wissen über einen Raum aus. Jedwede Form der Praxis ist durch Wahrnehmung und Erfahrung des uns umgebenden Raumes geprägt und seine naturräumlichen Angebote und Spezifika beeinflussen dabei unser Handeln. Jene Formen der Praxis sedimentieren durch die Habitualisierung zu einer Narration des Raumes, welche sich in vielfältiger Weise in materieller Kultur niederschlägt.
Eine Bestattung als komplexer, ritualisierter Handlungsablauf bietet hinreichend Möglichkeiten um habitualisere Praktiken archäologisch sichtbar zu machen, sei es durch die Örtlichkeit des Grabmonumentes, die einzelnen Bestattungsriten oder die Auswahl der Grabbeigaben. Am Beispiel ausgewählter Bestattungen des früheisenzeitlichen Italiens soll diese Beschreibung verschiedenen Interaktionen zwischen Landschaften mit seinen AkteurInnen und Aktanten exemplarisch auf eine archäologische Fragestellung übertragen und angewendet werden.