Ringvorlesung des Exzellenzclusters Topoi in der Reihe “Offener Hörsaal” der Freien Universität im Sommersemester 2019, Donnerstags, 11. April bis 11. Juli, 18 Uhr c.t.

Das Bild der Archäologie als Wissenschaft von den materiellen Hinterlassenschaften der Menschheit und von ihrer kulturellen Entwicklung wandelt sich. Berlin als ein weltweites Zentrum der Altertumsforschung zeigt dies in beeindruckender Weise. Längst sind geographische und zeitliche Beschränkungen, die im 19. Jahrhundert aufkamen und sich noch heute in Fächerbezeichnungen wie “Klassische Archäologie” wiederfinden, obsolet. Zur Archäologie der griechisch-römischen Antike sind die Archäologien des Vorderen Orients, Ägyptens oder der mitteleuropäischen Frühzeit hinzugetreten, und sie alle sind inzwischen eng miteinander vernetzt. Archäologie lässt sich heute zudem nur noch in globaler Perspektive denken – nicht mehr begrenzt auf Europa und den Nahen Osten, sondern in breiter, vergleichender Forschung auch zu den Kulturen des Fernen Ostens, Afrikas oder Amerikas. Mit der Eröffnung des Humboldt-Forums werden diese Perspektiven noch deutlicher als bislang hervortreten.

Inzwischen selbstverständlich ist es auch, dass Archäologinnen und Archäologen eng mit Forscherinnen und Forschern aus den anderen Altertumswissenschaften zusammenarbeiten, dabei gemeinsame Fragestellungen und Projekte entwickeln und neue digitale Methoden einbeziehen. Die Berliner Universitäten und andere Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Archäologische Institut oder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Museen sind hier vielfach Vorreiter und schaffen bislang ungeahnte Einblicke in die Vergangenheit: in technologische Innovationen, in Ernährungsweisen, in die Errichtung monumentaler Bauten oder die Veränderungen von Landschaften. Alte Fragen lassen sich mit neuen Details und größerer Genauigkeit beantworten: Wie verliefen die großen Wanderungsbewegungen der Menschheitsgeschichte? Wie entwickelten sich Kunststile? Wie veränderten sich alltägliche Lebensweisen? Hinzu treten neue Fragen: Immer wieder beschäftigen sich Archäologinnen und Archäologen auch mit den Folgen ihrer Entdeckungen, sei es mit dem Schicksal archäologischer Stätten in Krisenregionen, mit der Präsentation ihrer Funde in Ausstellungen oder mit der Sicherung und Zugänglichmachung der Forschungsdaten. Die Vortragsreihe wird, aufbauend auf der Vielfalt archäologischer Forschungen und ihrer Protagonistinnen und Protagonisten in Berlin, einen weiten Überblick über Fragestellungen und Gegenstände der heutigen Archäologien vermitteln.

Die Eröffnungsvorlesung der Reihe bildet zugleich den ersten Vortrag in der neuen Reihe der “Max-Ebert-Vorlesungen”, die ab 2019 jedes Semester an den herausragenden Vertreter der Prähistorischen Archäologie in Berlin, Max Ebert (1879-1929), erinnern wird. Es war Ebert, der geographisch den ost- und südosteuropäischen Raum mit seiner Anbindung an die Schwarzmeer- und Mittelmeerwelt in den Mittelpunkt der Berliner Forschungen stellte und hierfür international kooperierte. Den Vortrag zum Thema “Max Ebert als Begründer einer transnationalen Prähistorischen Archäologie an der Berliner Universität – Der Goldhort von Dalj revisited” hält Carola Metzner-Nebelsick, Professorin für Vor- und Frühgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Program

11.4.2019
18:00 - 20:00
Max Ebert als Begründer einer transnationalen Prähistorischen Archäologie an der Berliner Universität - Der Goldhort von Dalj revisited (1. Max-Ebert-Vorlesung)
Carola Metzner-Nebelsick
25.4.2019
18:00 - 20:00
Die Erfindung der Hose. Neue Kleiderordnung am Ende der Bronzezeit in Zentral- und Ostasien
Mayke Wagner
2.5.2019
18:00 - 20:00
Archäologie der Moderne: Erörtert am Beispiel der Wünsdorfer Moschee aus dem Ersten Weltkrieg
Reinhard Bernbeck
9.5.2019
18:00 - 20:00
Innerafrikanische Kontakte - Das äthiopische Hochland im 2. und frühen 1. Jahrtausend v. Chr.
Iris Gerlach
Dietrich Raue
Brigitta Schütt
16.5.2019
18:00 - 20:00
Von der Höhle zum Palast: Siedlungs- und Landschaftsarchäologie in Mittel- und Südamerika
Markus Reindel
23.5.2019
18:00 - 20:00
Altgrabungen und Archive als Wissensspeicher für die zeitgenössische Archäologie: Beispiele aus Heiligtümern auf Zypern
Stephan G. Schmid
6.6.2019
18:00 - 20:00
Das unbekannte Unbekannte in archäologischen Daten – Reflexionen zu Archäologie und IT
Reinhard Förtsch
13.6.2019
18:00 - 20:00
Der Untergang der Kelten. Oder: Wie man Archäologie spannend aufbereiten kann
Siebo Heinken
20.6.2019
18:00 - 20:00
Zwischen Landschaft und Labor. Aktuelle Forschung zum Siedeln in der osteuropäischen Steppe während der Bronzezeit
Elke Kaiser
27.6.2019
18:00 - 20:00
Zwischen Leichtigkeit und Balance: etruskische Weihrauchständer und griechische Ponderation
Francesco de Angelis
4.7.2019
18:00 - 20:00
Das kulturelle Erbe in der Krise? - Neue Wege des Schutzes, Erhaltes und der Vermittlung antiker Denkmäler
Friederike Fless
11.7.2019
18:00 - 20:00
Was macht archäologische Museen attraktiv für Besucher?
Sabine Wolfram