Dinge stellen einen zentralen Themenbereich in der Archäologie dar. Die Auseinandersetzung mit dem Ding erschöpft sich derzeit leider häufig im Dokumentieren der etwaigen Parameter wie Breiten- und Längenangaben, Gebrauchsspuren oder Fundverteilungen. Diese Analysebereiche die direkt mit den möglichen Nutzungen der Dinge verbunden sind, zeigen jedoch nur einen Teil der möglichen Informationen an, die uns Dinge anbieten.

Eine Beschäftigung über diese Bereiche hinaus findet oft nicht statt oder wird durch geläufige Funktionszuweisungen als bekannt angenommen. Ein Grund liegt dabei womöglich darin, dass dem Ding ohne den Menschen das Handeln abgesprochen wird. Die Interaktion des Dings mit dem Menschen wird als bedeutsam hervorgehoben und der Schwerpunkt auf den “handelnden Menschen” gerichtet. Vernachlässigt werden hierbei die Möglichkeiten, die die Dinge “anbieten”. Diese Affordanzen (Gibson 1982), die die Interaktion zwischen Mensch und Ding erst zulassen und folgend zu einer Handlung führen, wurden in der Archäologie bislang kaum bedacht. Durch diese einseitige, anthropozentrische Betrachtung der Dinge werden Aspekte und Angebote vernachlässigt, die die Dinge aufweisen.

Mit dem Prinzip der Affordanzen – dem Angebotscharakter – kann auch in der Archäologie ein neuer Blick auf die Dinge geworfen werden. Diese Betrachtungsweise stellt das Ding ins Zentrum der Untersuchungen und zeigt (materielle) Möglichkeiten auf, die in Verbindung mit dem Menschen Interaktionen zur Folge haben können. Ich plädiere in meinem Vortrag daher für eine Gleichsetzung der Interaktionsparteien Ding und Mensch um neue Erkenntnisse über deren Wechselbeziehung zu erlangen.

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Gibson, J., Wahrnehmung und Umwelt. Der ökologische Ansatz in der visuellen Wahrnehmung, (München, Wien 1982).